Grauenerregend realistisch, aber fesselnd
Von: Gwees Bücherwelt
Datum:
30. Oktober 2016
Optisch hält sich der Roman sehr zurück und fällt trotzdem auf, vielleicht gerade wegen dieser Zurückhaltung. Der angedeutete DNA-Strang als Titel ist auf jeden Fall ein origineller Blickfang. Innen ist das Buch typographisch sehr angenehm gestaltet und vor allem die vielen kürzeren Kapitel und Abschnitte laden zum Weiterlesen ein. Die Kurzbeschreibung ist zwar recht lang, aber dennoch – oder gerade deswegen – Interesse weckend und verrät nur die Ausgangspunkte der Geschichte.
Der Roman hält sich nicht mit langen Erklärungen auf, sondern springt sofort ins Geschehen. Der Außenminister ist tot. Dies ist der Dreh- und Angelpunkt für alle Geschehnisse, die noch kommen. Das Thema Gentechnik wird hier auf sehr interessante Art verarbeitet und hinterlässt bis zum Schluss ein beklemmendes Gefühl und weckt grausige Horrorvisionen für die Zukunft. Hier werden viele Plotstränge vermischt, die an verschiedenen Orten auf der Welt spielen und auf den ersten Blick nur eines miteinander zu tun haben, das große Thema Gentechnik. Diese Plotstränge werden hier raffiniert verwoben und bieten trotz einem ruhigen Erzähltempo viel Spannung und eine rasante Handlung. Bis zum Schluss bleibt die Handlung undurchsichtig, dann sogar noch mehr als zuvor. Vor allem wie geschickt die verschiedenen Handlungen verknüpft werden, ist wirklich bemerkenswert. Gentechnik ist ein Thema, das schon heute Menschen verschreckt und nervös macht, aber die Szenarien, die in dem Roman beschrieben werden, wirken so realistisch, dass alles davon bereits möglich sein könnte. Vor allem die Designerkinder finde ich eine wirklich gruselige Vorstellung. Auch die Entwicklungen an sich sind nachvollziehbar und auch für Laien, die mit vielen der fachspezifischen Begriffe nicht vertraut sind, leicht verständlich. Am Ende lässt der Roman einen vor allem aufgewühlt zurück. Das eher offene Ende ist dabei auf positive Art provokant.
In „Helix“ gibt es sehr viele Charaktere, die sogar ab und an Perspektivträger sein dürfen. Die wichtigsten sind aber vermutlich Jessica und Helen, die den größten Anteil an der Geschichte haben. Beides sind Frauen, die man vielleicht nicht unbedingt mögen muss, aber vor allem authentisch reagieren. Vor allem Jessica war eine sehr angenehme Figur, mit der man sehr leicht mitfühlen kann. Helen wiederum ist in einer Situation, die vermutlich keiner von uns nachfühlen kann, aber dennoch war für sie auch immer Verständnis da, auch wenn ich ihr Verhalten deswegen nicht unbedingt gebilligt habe. Generell wirken alle Charaktere wie Menschen von der Straße und sind gerade durch die spärliche Charakterausschmückung, die dem Schreibstil sehr entgegen kommt, glaubwürdig.
Dieser ist sehr sachlich und aufs notwendigste beschränkt. Es gibt keine ewigen Gedankenmonologe oder poetisch anmutende Beschreibungen. Stattdessen erzählt Elsberg direkt und ohne Umschweife. Er kommt auf den Punkt, was gerade in diesem Roman eine Notwendigkeit ist, um das Thema in den Vordergrund zu rücken, was ihm auch gut gelingt. An manchen Stellen waren die Absätze unangenehm lang und erstreckten sich manchmal auch über mehr als eine Seite, aber dies wird von den häufigen Perspektivwechseln wieder ausgeglichen.
„Helix“ ist in summa ein Roman, der einen noch lange zu beschäftigen weiß und nachdenklich macht. Das Thema ist hochaktuell, heikel und konfliktgeladen und bietet damit den perfekten Stoff. Zudem werden hier die verschiedensten Arten wie Gentechnik eingesetzt werden könnte, kombiniert, wodurch ein noch eindrucksvolleres Bild entsteht. Dies war mein erstes Buch von Elsberg und die vielen positiven Meinungen, die man über den Autor hört, kann ich nur bestätigen. Ihm ist hiermit ein wirklich gutes Werk gelungen. Dennoch muss ich sagen, dass mir bis zum Ende hin das gewisse Etwas gefehlt hat.
Fazit:
Dieser Roman hat durch die brisante Themenwahl und sachlich gute Umsetzung das Potenzial dazu, ein neuer Bestseller zu werden. Das Tempo ist zwar eher mäßig gehalten, dennoch möchte man bis zum Schluss weiterlesen.
Gesamt: 4/5
Inhalt: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Schreibstil: 5/5