Es könnte so einfach sein ...
Von: Angi
Datum:
22. April 2019
Marc Elsbergs gesellschaftskritische Thriller liebe ich immer sehr, denn es ist für mich wie eine Verbindung von Nützlichem mit Schönem.
Im neuen Thriller kam diese Kritik an der zunehmenden Ausbeutung der Schwächeren zwar größtenteils auch sehr gut rüber, aber an einigen Stellen wirkte es auf mich doch zu klischeehaft. Jan, die Hauptperson, verkörpert in der Geschichte quasi diese Menschen, die von früh bis spät arbeiten und es doch niemals zu Reichtum bringen, egal wie sehr sie sich auch anstrengen. Die möglichen Gründe dafür zeigt dieses Buch aber sehr anschaulich auf.
Jan ist Pfleger und gerade auf dem Weg nach Hause, als er Zeuge eines unglaublichen Vorfalls wird. Eine Oberklasselimousine kommt mitten in Berlin von der Fahrbahn ab und überschlägt sich, so dass mehrere Insassen sofort tot sind. Doch ein Mann hat den Unfall überlebt und Jan kann noch kurz mit ihm sprechen, bevor ein bewaffnetes Killerkommando den Wagen mitsamt Opfern einfach in die Luft sprengt.
Wider Erwarten kann Jan dem Inferno noch ganz knapp entkommen und mit der Polizei sprechen, die kurz darauf vor Ort ist. Doch Jörn, der die Ermittlungen zunächst leitet, glaubt ihm leider nicht. Gut, dass später Kriminalkommissarin Maja mit von der Partie ist, denn diese ist weniger voreingenommen und geht das Ganze etwas schlauer an.
Jan indes geht den Hinweisen nach, die er aus den letzten Worten des unbekannten Unfallopfers rekonstruieren konnte. In einer Bar trifft er auf den Spieler Fitzroy, der ein Freund des Toten war. Zusammen versuchen sie herauszufinden, welche Gründe zu diesem grausamen Mordanschlag geführt haben. Doch das wird erheblich erschwert durch die Killerbrigade, die ihnen ständig auf den Fersen ist, um auch letzte Zeugen der Tat noch zu beseitigen.
Die Geschichte ist eine atemlose Katz-und-Maus-Jagd durch Berlin, bei der die Killer leider sehr gut vernetzt sind und Jan und Fitz manchmal sogar ein Stück voraus. Oft können sie nur noch knapp entkommen und verdanken ihr Leben einigen Helfern, auf die sie im Lauf der Story stoßen.
Die Charaktere fand ich größtenteils recht sympathisch, manche etwas klischeehaft, aber durchaus liebenswürdig. Man kann auf alle Fälle gut mit ihnen mitfiebern, was mir sehr wichtig ist.
Der Schreibstil ist bestens lesbar, unkompliziert und man kann sich alles sehr schön visualisieren. Einige Formulierungen fand ich aber zu bemüht und der „Durchsuchungsbefehl“, der eigentlich ein „-beschluss“ ist, blieb leider auch nicht aus.
Aber trotz allem liest sich die Geschichte wirklich sehr fesselnd und spannend und man möchte ständig wissen, wie es weitergeht.
Das eigentliche Geheimnis, das hinter allem steckt, entpuppt sich ja letztendlich als ein recht einfaches Rechenmodell, welches wirklich die Kraft hätte, die Welt zu verändern. Das hat mich ehrlich tief beeindruckt und man kann im Internet auch weitere Informationen über die sogenannte „Bauernfabel“ finden. Es wäre uns allen nur zu wünschen, dass sich diese Vorgehensweise bald wirklich weltweit durchsetzen würde, aber aktuell sind wir noch sehr weit davon entfernt. Marc Elsberg zeigt dies im Lauf der Geschichte immer wieder an anschaulichen Beispielen und es ist auch für Mathematik- und Finanzlaien bestens nachvollziehbar.
Dieser Thriller ist sehr spannend und rasant, die Protagonisten kommen kaum zur Ruhe, es ist wirklich eine fesselnde Hetzjagd, die den Leser schnell in ihren Bann zieht. Das Ende fand ich sehr stimmig und die Moral von der Geschichte kam bei mir sehr gut an. Von mir gibt es deshalb trotz kleinerer Kritikpunkte eine klare Leseempfehlung!