Atemberaubender Wissenschaftsthriller
Von: Lesendes Federvieh
Datum:
8. Januar 2017
Auf den ersten Blick handelt es sich um unterschiedliche Szenarien, die zudem auf der ganzen Welt verstreut auftreten, doch sie hängen alle zusammen: Während eines Staatsbesuches in München bricht der US-Außenminister plötzlich tot zusammen und bei der anschließenden Obduktionen findet sich ein eigenartiges Symbol auf seinem Herzen. Zur gleichen Zeit entdecken Mitarbeiter eines internationalen Chemiekonzerns in Brasilien, Tansania und Indien weiterentwickelte Nutzpflanzen und -tiere, die es so eigentlich nicht geben sollte. In Kalifornien wendet sich ein Ehepaar Ende dreißig am gleichen Tag an eine Kinderwunschklinik, da sie auf natürlichem Wege keine Kinder zeugen können. Der Arzt macht ihnen nicht nur Hoffnungen, sondern erzählt ihnen von einem noch geheimen Forschungsprojekt, welches eine Optimierung der genetischen Anlagen der Kinder ermöglicht. Viele solcher sonderbegabter Kinder wurden bereits hervorgebracht und dieses Programm klingt für Greg und Helen sehr vielversprechend, da sie natürlich nur das beste für ihren Nachwuchs wollen. Doch dann verschwindet eins dieser "modernen" Kinder spurlos und die Zusammenhänge dieser sonderbaren Geschehnisse werden in ihrer Tragweite offenkundig: die Zukunft der Welt steht auf dem Spiel.
Nachdem mir bereits der Wissenschaftsthriller "Zero" von Marc Elsberg sehr gut gefallen hat und ich mich zudem für Genetik interessiere, war es ein Muss sein neuestes Werk "HELIX" zu lesen, welches vier Sterne bekommt. Ohne Vorgeplänkel steigt man sofort in die Handlung ein, indem man mit jedem Kapitel von einem Handlungsort zum nächsten springt und dadurch einen groben Überblick über das Geschehen bekommt. Allerdings war es deshalb zu Beginn auch etwas schwierig vollkommen in die Geschichte einzutauchen, da man stets nur kurz bei den handelnden Personen verweilt, die zahlreich vorhanden sind, weshalb es einiges an Aufmerksamkeit bedarf, um der Handlung zu folgen. Jener fortwährender Perspektivenwechsel legt sich jedoch zusehends, da die verschiedenen Erzählstränge mit jedem weiteren Tag, der in dem Buch verstreicht, stärker ineinander übergehen, bis sie schließlich eins sind und das Gesamtbild offenbaren. Das Gesamtbild einer Welt, in der man die Erbinformationen von Lebewesen soweit beeinflussen kann, dass man eine vollkommen neue Spezies mit erschreckenden Eigenschaften kreieren kann, die den gewöhnlichen Menschen weitaus überlegen sind. Besonders gut hat mir hierbei die Ausführlichkeit der Beschreibung der biologischen Abläufe gefallen, allerdings sollten ein gewisses Interesse sowie ein wenig Vorwissen durchaus vorhanden sein, denn das Thema Genetik weist in seiner Vielfältigkeit eine große Komplexität auf. So sind die "modernen" Kinder Jill und Gene die Verkörperung der gesamten Forschung, wobei von ersterer immer nur die Rede ist und sie erst gegen Ende direkt in Erscheinung tritt, wodurch sich das Grauen zunehmend aufbaut, da sie als dunkle Bedrohung über allem zu stehen scheint. Jener zunehmender Spannungsaufbau äußert sich auch in der Struktur des Buches, welche eine gewisse Relevanz zur Schöpfungsgeschichte des Menschen durch Gott nicht leugnen lässt. So erfährt man, wie die Erschaffung einer neuen Generation menschlichen Lebens von Menschenhand Tag für Tag voranschreitet. Der Mensch stellt sich auf eine Stufe mit Gott und kreiert eine neue Rasse, was speziell auf den letzten Seiten des Buches alles andere als unrealistisch erscheint. Wie weit sind die Forschungen im Bereich der Genetik tatsächlich? Auch wenn es sich bei "HELIX" nur um ein fiktives Werk handelt, kommt dennoch die Frage auf, ob in den Forschungen nicht ein Quäntchen Wahrheit steckt, da die Geschichte unglaublich authentisch wirkt. Ist das Szenario, welches in "HELIX" geschildert wird, nurmehr eine Vision oder bereits alles ändernde Realität? Dieses Buch ist auf keinen Fall etwas für schwache Nerven geeignet, doch wer sich für die Optimierung menschlicher Existenz durch Fortschritte in der genetischen Forschung und dessen Auswirkungen interessiert, der wird hier gänzlich auf seine Kosten kommen.