Werden sie uns ersetzen?
Von: M. Schütt (Leserattenhoehle)
Datum:
15. Januar 2017
Es gibt viele Thriller die mit Anschlägen aufwarten. HELIX geht darüber hinaus, mit Ideen, wie die Welt durch Forschungen verändert werden könnte. Die Bandbreit, die die Grundideen ermöglichen, ist groß: Gentechnik, Philosophie, Spannung…
Inhalt:
Der US-Außenminister stirbt bei einem Staatsbesuch in München. Während der Obduktion wird auf seinem Herzen ein seltsames Zeichen gefunden – von Bakterien verursacht? In Brasilien, Tansania und Indien entdecken Mitarbeiter eines internationalen Chemiekonzerns Nutzpflanzen und –tiere, die es eigentlich nicht geben kann. Zur gleichen Zeit wenden sich Helen und Greg, ein Paar Ende dreißig, die auf natürlichem Weg keine Kinder zeugen können, an eine Kinderwunschklinik in Kalifornien. Der Arzt macht ihnen Hoffnung, erklärt sogar, er könne die genetischen Anlagen ihres Kindes deutlich verbessern. Er erzählt ihnen von einem – noch inoffiziellen – privaten Forschungsprogramm, das bereits an die hundert solcher »sonderbegabter« Kinder hervorgebracht hat, und natürlich wollen Helen und Greg ihrem Kind die besten Voraussetzungen mitgeben, oder? Doch dann verschwindet eines dieser Kinder, und alles deutet auf einen Zusammenhang mit sonderbaren Ereignissen hin – nicht nur in München, sondern überall auf der Welt
Mit HELIX hat Marc Elsberg sein drittes Buch veröffentlich und ein brisantes Thema aufgegriffen: Gentechnik und seine Folgen. Es verspricht Spannung, doch leidet der Lesegenuß unter dem Schreibstil des Autoren, der sich nicht nur in seltsamen Satzkonstruktionen zeigt. Bedauerlicher ist, dass es Marc Elsberg nicht gelungen ist, die Grundidee in Gänze auszuarbeiten und die Möglichkeiten zu nutzen. Dazu gehört auch eine feste Richtung, die der Roman nehmen will, reiner Actionthriller oder tiefgründiger Science Fiction – Thriller mit philosophischen Betrachtungen. Der Wechsel zwischen diesen grundsätzlichen Richtungen wirkt zusammengestückelt. Dass die Geschichte verschiedene Handlungsebenen aufweist und dazwischen springt verstärkt diesen Eindruck.
Leider hat mich auch die Auflösung nicht überzeugt, denn gerade darauf war ich sehr gespannt, doch fehlt mir dabei der gewisse Pfiff.
Im Laufe der Geschichte hat Marc Elsberg den Einsatz von Gentechnik nicht nur auf Pflanzen und Tiere angewandt, sondern auch auf Menschen. Dabei hat er jedes Mal auch die Problematik angerissen, die dabei auftritt. Dazu gehört die Veränderung von Saatgut durch Großkonzerne, so dass immer neues Saatgut gekauft werden muss. Ebenso deren Resistenz gegen bestimmte Schädlinge und Krankheiten mit den Folgen, dass neue, noch schwerwiegendere Pflanzenkrankheiten auftreten können und auch die unbekannten Auswirkungen auf die Menschen, die die gentechnikveränderten Pflanzen als Nahrungsmittel zu sich nehmen. Aber der Autor geht noch einen Schritt weiter und läßt seine Protagonisten Menschengene manipulieren, bzw. sie sind Menschen mit anderen Genen. Dabei treten sie nicht nur als handelnde Personen auf, sondern sie bilden auch im Buch selbst Diskussionrunden. So zum Beispiel bei den Eltern, denen die Entscheidung ermöglicht wird, ob sie ein genmanipuliertes Kind möchten, dass durch die Veränderung schneller, schlauer,… als normale Kinder sein wird. Aber es kommen auch die Kinder der ersten genmanipulierten Generation zu Wort, die Ihre Sicht als Betroffene schildern.
Diese Thematik mit all seinen Facetten hätte aus dem Buch ein tiefgründiges Werk machen können, doch leider werden diese Gedanken nur kurz angerissen um gleich von der Handlung beiseite geschoben zu werden.
Leider hat es der Autor nicht geschafft mich mit seinem Buch zu überzeugen, dennoch lohnt sich die Lektüre, da die Thematik viele Denkanstöße gibt, die eine weitere Beschäftigung lohnen und vielleicht den einen oder anderen, der sich zuvor noch nicht mit der Thematik beschäftigt hat zum Nachdenken bringt.